Editorial im Innerorts: Was kann Köniz von Barcelona lernen?

Liebe Könizer:innen

Sommer ist Ferienzeit. Und obwohl es uns in Köniz nicht an Naherholungsgebieten und einer wunderschönen Landschaft mangelt, hat es die eine oder den anderen von Ihnen vielleicht nach einem Tapetenwechsel «gluschtet». Ich reise in den Ferien gerne mit dem Zug in europäische Städte und erkunde sie mit langen Spaziergängen. Dabei habe ich mich gefragt: Was macht es eigentlich aus, dass wir gewisse Städte und Quartiere als besonders angenehm und spannend erleben? Und was können wir von ihnen lernen?

Mir persönlich gefällt Barcelona sehr gut. Natürlich beeindrucken mich die Sagrada Familia und der Park Güell. Besonders wohl fühle ich mich aber auch beim Flanieren durch die belebten Strassen mit den vielen Bäumen, Cafés, Läden und Wohnungen. Mir gefallen die beliebten Plätze und Parks, wo Brunnen plätschern, die Kinder spielen und ein Glacé essen. Mir gefallen die Vielfalt und Dynamik dieser Stadt, die voller Leben ist.

Sibylle Wälty, Raumentwicklung-Wissenschaftlerin am ETH Wohnforum, hat untersucht, warum wir gewisse Städte wie Barcelona als besonders angenehm empfinden. Wichtig dafür ist ein vielfältiges Angebot in nächster Nähe. Wenn es zur Bäckerei nur drei Minuten zu Fuss sind oder wenn die Kinder in Rufweite der Eltern mit anderen Kindern spielen können, entsteht ein Gefühl von Nähe. In solchen Quartieren erhöht sich auch der Anteil der Fussgänger:innen nachweislich. Das führt zu einem geringeren Verkehrsaufkommen und damit auch zu einem geringeren CO2-Ausstoss.

Damit die Bäckerin und der Apotheker ein Geschäft eröffnen, benötigen sie genügend Kundschaft im Umkreis. Das ist in verdichteten Gebieten der Fall, in denen es neben vielen Wohnungen auch genügend Arbeitsplätze gibt. Oder umgekehrt: Wenn in Zonen mit zahlreichen Arbeitsplätzen neuer Wohnraum entsteht. Die Büezerin aus dem Gewerbebetrieb isst zu Mittag in der Quartierbeiz, der Grafiker aus der Agentur nebenan kauft auf dem Heimweg noch ein Brot in der lokalen Bäckerei, und die Bundesangestellten nehmen ein Feierabendbier in der Beiz im Park.

Köniz geht seit Jahren diesen Weg der inneren Verdichtung, um die Ressourcen und das Kulturland zu schonen. Bestimmte Gebiete sollen gezielt verdichtet werden, während andernorts Naturräume und dörfliche Strukturen erhalten bleiben. Dabei eröffnet sich die Chance, in den Verdichtungsgebieten den spannenden Mix aus Wohnen, Arbeiten und Freiraum weiterzuentwickeln.

Dazu sollen auch die Unternehmen in Köniz mehr Aufmerksamkeit erhalten. Der Gemeinderat arbeitet an einem Konzept zur Wirtschaftsförderung, das aufzeigt, was die ansässigen Unternehmen brauchen, damit sie sich besser entwickeln können. Es soll aber auch zeigen, welche Stärken Köniz als Wirtschaftsstandort hat und wo wirtschaftliche Entwicklung möglich ist. Zudem soll es Antworten auf die Frage geben, wie die Gemeinde gegenüber den Unternehmen ihren Service verbessern kann. Erstellt wird das Konzept unter Einbezug von Könizer Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen.

Denn die Unternehmen in Köniz sind wichtig für unsere Lebensqualität. Sie bringen nicht nur Arbeitsplätze und Steuereinnahmen, sondern tragen auch zur Belebung und Lebensqualität in unseren Quartieren und Ortsteilen bei. Für diesen lebendigen Mix, wie wir ihn in Barcelona und anderen Städten so schätzen.

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